Christina ist, was das Bloggen betrifft, ein erfahrener alter Hase und hat bereits 2005 damit begonnen:
Damals noch zum Thema Cosplay (Hobby aus Japan, bei dem man Kostüme zu Serien/Comics kauft oder schneidert und sich als der Charakter z.B. bei Comicmessen präsentiert), hat sie sich schließlich mehr auf „alltägliche“ Nähereien spezialisiert. Sechs Jahre lang konnte man sie zu den Themen Familienalltag & selbstgenähte Kinderkleidung verfolgen.
Seit 2018 ist sie aber wieder auf die japanische Popkultur sowie Disney fokussiert und zeigt ihren Lesern viele tolle Ideen zum Selbermachen: mitunter ganz einfach und unkompliziert, dann wiederum sehr detailverliebt, aber eins ist immer enthalten: ganz viel Liebe.
Tina, du bist schon lange in der Blogger-Community unterwegs: Wie würdest du die Entwicklung deines eigenen Blogger-Daseins beschreiben?
Seit ich mit dem Bloggen angefangen habe hat sich sehr viel verändert. Damals war es noch ein Hobby und ich habe mich gefreut, wenn meine Freunde meine Einträge gelesen habe. Heute steckt viel mehr dahinter:
Mittlerweile investiere ich sehr viel Zeit, Liebe und Herzblut in meinen Blog und arbeite sogar mit einem Redaktionsplan und verdiene Geld damit.
Angefangen habe ich 2004 mit einem Cosplay-Logbuch bei Live Journal, wo ich meine Kostüme gezeigt habe:
von der Planung, über den Prozess bis hin zum fertigen Cosplay.
Heute plane ich meine Blogeinträge vor und habe einen festen Stil. Mein Blog ist aktuell eine Art Katalog in der es (fast) nur Anleitungen zum Basteln und Nähen gibt.
DIY ist seit einigen Jahren in Mode und auch heute nicht mehr wegzudenken aus Deko-Magazinen, Online-Kursen, Workshops auf Events uvm.
Trends wie Upcycling oder aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit stehen ebenso hoch im Kurs und sorgen für noch mehr Aufschwung.
Mit deiner DIY-Nische – Disney, japanische Popkultur – bedienst du ein Feld, welches noch nicht so oft dagewesen ist. Hattest du dennoch bestimmte Inspirationsquellen, die dir beim Aufbau des Blogs geholfen haben?
Inspiration hatte ich sehr viel!
2017 habe ich im Oktober an einem Webinar über Instagram teilgenommen. Dieses war ausschlaggebend für alles was danach mit meinem Blog und Instagram-Kanal passiert ist. Ich habe angefangen mich nur noch auf Basteln & Selbermachen zu konzentrieren und versuchte mich zum ersten Mal an Videos.
Ich lese auch sehr gerne andere Blogs und verfolge DIY-Kolleginnen bei Instagram. Ich liebe es, wie vielfältig diese Nische ist! Jeder macht das was er/sie am besten kann und gibt sein Wissen in verschiedenen Dingen weiter.
Meine Nische ist zur Zeit etwas Einzigartiges, weil sie DIY mit Anime & Manga verbindet, was eine ganz andere Zielgruppe ist als bei vielen anderen Do-it-yourself-Bloggern, was viel Spaß
macht aber auch manchmal eine Herausforderung ist, weil meine Zielgruppe auf anderen Plattformen & Events vertreten ist.
Probierst du denn auch selbst gerne Anleitungen anderer Leute aus?
Ich probiere sehr gerne Anleitungen anderer Blogger aus, allerdings muss ich gestehen, dass dafür aktuell nur wenig Zeit ist, da mein Blog gerade alle, für mich verfügbare, Zeit einnimmt.
Innerhalb der Community ist das gerne gesehen und auch unter Blogger-Kolleginnen gibt es sehr viel Sympathie wenn jemand anderes Anleitungen ausprobiert und den Schöpfer dann nennt und verlinkt.
Meine Ideen bekomme ich aktuell am meisten aus Japan und Amerika. Auch Pinterest ist eine riesige Ideenmaschine, aber die größte Inspirationsquelle sind direkt Animes & Manga.
Wie baust du dir einen Blog-Beitrag auf? Besitzt du einen Redaktionsplan oder postest du ganz „frei Schnauze“, worauf du gerade Lust hast?
Mit meinem Blog verfolge ich ganz bestimmte Ziele, nach denen sich meine Arbeit richtet: Ich habe z.B. in jedem Monat ein Thema für das ich zwei bis drei DIYs & Nähanleitungen erstelle und veröffentliche.
Viele Ideen kommen mir so, wenn ich gerade wieder einen Manga lese oder ein Videospiel spiele. Es gibt überall kleine Details, Maskottchen oder Ähnliches, was mich immer wieder auf neue Ideen
bringt.
Leserwünsche sind gern gesehen! Ich finde es sehr spannend mich mit verschiedenen Themen & Materialien auseinanderzusetzen. Allerdings erstelle ich nur Anleitungen die zu meiner Nische passen (Teens und junge Erwachsene).
Wenn ich mich dann an die Planung für die kommenden zwei bis drei Monate mache, schaue ich schon, dass ich DIYs zu passenden Themen mache: Jetzt im Februar z.B. geht es im Freundschaft (zum Valentinstag) und ich werde über den März einiges zum Thema Kirschblüten veröffentlichen, worauf ich mich schon riesig freue!
Ich habe DIY-Anleitungen gesehen, die leider nicht so einfach zu bewerkstelligen waren . Worauf achtest du, wenn du eine Anleitung schreibst? Was ist dir bei diesen besonders wichtig?
Es muss einfach zu machen sein, so dass selbst Bastelneulinge oder Nähanfänger es hinbekommen können.
An einigen Anleitungen tüftele ich so lange, bis es wirklich einfach nachzumachen ist und erstelle sogar kostenlose Druckvorlagen mit Schnittmustern oder Vorlagen zum Abmalen.
Wenn mir während des Prozesses auffällt, dass es doch sehr kompliziert oder zu fummelig ist, verwerfe ich die Idee oder überlege mir wie ich diese vereinfachen kann. Denn mir ist es wichtig, dass
meine Leser ein Erfolgserlebnis haben und ihr fertiges Projekt gerne zeigen, verschenken oder bei sich aufstellen/-hängen.
Zudem nutze ich gerne günstige Materialien, die für jeden erschwinglich sind und bei denen es nicht so weh tut, wenn das erste Werk dann doch einmal nicht direkt etwas werden sollte.
Gibt es für dich ein absolutes Wunschthema oder eine Wunschkooperation, die du als Bloggerin gerne eingehen würdest?
Mein größter Wunsch oder das Aufregendste was ich mir vorstellen kann, wäre von einem Verlag, Shop oder Veranstalter zu einer Messe oder sogar Convention eingeladen zu werden um einen Workshop zu
geben.
Mit den Menschen gemeinsam etwas zu kreieren und in Kontakt zu kommen, für die ich meine Anleitungen schreibe, wäre das Größte für mich! Neulich habe ich bei einer amerikanischen DIY-Bloggerin
gesehen, dass sie mit Nintendo zusammen arbeitet. So etwas wäre ein absoluter Traum!
Wie sieht es eigentlich mit Schreibblockaden aus? Wie gehst du damit um?
Ganz einfach: ich umgehe sie (lacht). Ich habe selten solche Blockaden. Meistens ist es eher die Zeit, die mir fehlt. In meinem Kopf sind so viele Ideen und auch mein Ideenbuch ist randvoll. Ich könnte locker die nächsten zwei Jahre neue Anleitungen schreiben, drehen und die fertigen Werke fotografieren und über meinen Blog und Instagram teilen, aber momentan bin ich zeitlich nicht flexibel.
Wenn ich doch mal einen Tag habe an dem es mir schwer fällt, fange ich einfach an. Ich habe eigentlich immer zwei bis vier Projekte, die noch nicht abgeschlossen sind und an denen arbeite ich einfach weiter: Fotografieren, Bilder bearbeiten, etc. Und meist kommt mein Elan direkt zurück, wenn ich sehe wie gut das Ergebnis geworden ist.
Kommen wir nun zu einer Horrorfrage: Was würdest du tun, wenn dein Blog von heute auf morgen down ist?
Du wirst lachen, aber genau das habe ich erlebt! Ich habe 2017 noch Dekoration für Kinderzimmer und dazu Anleitungen erstellt. Leider kam dieses Thema nicht besonders gut an und ich musste mir etwas überlegen. Ich glaube da kommt es mir zugute, dass ich ein absoluter Geek bin… Ich recherchiere gerne und viel, beschäftige mich mit Zielgruppen und schaue mir an, was modern ist. Natürlich muss ich auch selber einen Draht zu dem Thema haben. Es muss mir Spaß machen und ich muss mich dort auskennen.
Sollte dies dennoch wieder passieren würde ich schauen ob ich mich umorientieren kann. Was ich in den letzten Jahren gelernt habe und was mir sehr geholfen hat ist, dass Stillstand der Untergang
sein kann. Ich versuche also immer mich weiter zu entwickeln und informiere mich stets nach (neuen) Trends, Events & Neuveröffentlichungen. Ich denke aber, dass ich meine perfekte Nische
gefunden habe.
Nun möchte ich aber gerne noch ein bisschen etwas über dich selbst wissen. :-)
Würdest du deinem Leben eine Farbpalette zuschreiben wollen, wäre es dann jene von „Tina Hase“ oder trennst du Leben und deine Blogger-Arbeit voneinander?
Mein Blog spiegelt mich und meine Persönlichkeit schon ziemlich gut wieder, würde ich sagen. (lacht)
Du hast ja sicherlich schon mal meinen Dachboden, auf dem ich arbeite, gesehen (entweder auf Instagram oder in einem meiner YouTube-Videos): Dort spiegeln sich meine Farben wieder. Ich liebe
Türkis und Rosa sehr, obwohl mein Leben so bunt ist wie ein Regenbogen.
Dennoch muss ich zugeben, dass ich mein Privatleben größtenteils aus meiner Blogger-Arbeit heraus lasse. Meine DIYs stehen im Vordergrund, aber da ich den Lesern auch gerne etwas Persönliches von mir mitgeben möchte, ist bei mir alles bunt, aufregend und fröhlich.
War es für dich schwierig, dich mit Fotos online zu präsentieren? Viele scheuen sich davor, weil sie ihr Gesicht nicht im Internet sehen wollen. Du als Cosplayerin bist dies vermutlich eher gewohnt, aber so ganz „zivil“ ist dann doch noch einmal etwas anderes, oder?
Diese Frage ist sehr interessant, weil es für mich tatsächlich nie eine Frage war, ob ich mich zeige oder nicht.
Es geht auf meinen Blog, Instagram- & YouTube-Kanal zwar hauptsächlich um DIY- & Nähanleitungen, aber mir persönlich ist es schon wichtig, dass meine Leser und Zuschauer wissen, dass
diese Arbeiten und Anleitungen von mir sind. Ich möchte mich mit meinen Lesern austauschen und einfach „greifbar“ sein.
Wenn jemand z.B. eine Frage hat möchte ich dass er/sie weiß, dass er sich an mich wenden kann und dass Christina auf der anderen Seite der Tastatur sitzt und antwortet.
Was für mich allerdings am Anfang sehr komisch war: mit der Kamera zu sprechen, wenn ich Storys für Instagram oder YouTube-Videos aufgenommen habe.
Da du selbst ja mit Disney und Anime groß geworden bzw. hineingewachsen bist: Was sind deine Lieblingsserien und/oder -filme? Was war z.B. dein erstes Cosplay?
Meine absoluten Lieblings-Disneyfilme waren schon immer Der König der Löwen und Die Schöne und das Biest. Die Eiskönigin ist ebenfalls ein großer Favorit. Bei Animes und Manga wird es schon schwieriger, weil es da so unendlich viele gibt. Was ich aber bis heute noch sehr liebe sind Sailor Moon, Jeanne, die Kamikaze Diebin und die Filme von Studio Ghibli.
Mein aller erstes Cosplay war Yuna aus Final Fantasy X-2. Ich hatte sie 2004 auf der Rückseite eines Anime-Magazins gesehen. Zu dieser Zeit kam das Thema Cosplay in Deutschland so richtig auf und ich wusste: „Das Kostüm möchte ich nähen!“. Damit habe ich dann das Nähen angefangen. Ich war 17, habe die Nähmaschine meiner Mutter geliehen und mehrere T-Shirts meines Vaters für die ersten Nähversuche verhunzt. (lacht)
Anime- und Manga sind heute gern immer noch als „Kinderkram“ verschrien, aber gerade unsere Generation, die jetzt 30+ ist, fröhnt weiterhin gern dem Hobby. Gab es eine Zeit, in der du dich komplett dem lossagen wolltest oder bist du immer in der Szene irgendwo geblieben? (Was würdest du in dieser Hinsicht vielleicht deinen Kindern gerne auf dem Weg geben wollen?)
Klassiker wie Sailor Moon haben mich mein ganzes Leben lang geprägt und mir - auch durch Cosplay - Selbstvertrauen geschenkt. Als ich 2010 mit dem Cosplay aufgehört habe habe ich auch die Szene hinter mir gelassen, so wie viele meiner Freundinnen auch. Mit einer davon habe ich bis heute Kontakt. Sie gab mir auch den Mut für meinen Weg in die Anime & Manga-DIY-Welt zu gehen.
Was ebenfalls immer da war, war Disney. Mit unseren Kindern schauen mein Mann und ich gerne die Filme; die alten sowie die neuen. In unserem Freundeskreis sind wir die „Disney-Familie“, denn wir gönnen uns alle zwei Jahre eine Reise ins Disneyland Paris. (lacht)
Meine Kinder kennen mich so, denn ich verstelle mich nicht: Ich liebe Disneyfilme und singe dabei lauthals mit, ich lese Manga und schaue Anime-Filme mit meinen Kindern (am liebsten Ghibli), spiele mit meinem Sohn zusammen Kingdom Hearts, Zelda und Super Mario-Spiele... und lasse ihn dabei manchmal auch ziemlich alt dastehen, weil ich im Gegensatz zu ihm jahrzehntelang Erfahrungen sammeln konnte wie man am besten zum Ziel kommt. ;-)
Ich erhoffe mir sehr, dass sie durch ihre Helden das gleiche Selbstbewusstsein erlangen wie ich früher und dass sie Gleichgesinnte finden, mit denen sie ihre Hobbys und Leidenschaften teilen können.
Hast du noch andere Hobbys außer das Kreative? Oder ist es deine Leidenschaft, in der du komplett aufgehst und dich entspannen kannst?
Beim Basteln und Nähen kann ich mich schon sehr gut entspannen, aber um so richtig abzuschalten spiele ich zur Zeit gerne Videospiele. Aktuell spiele ich Layton Mystery Journey und Zelda - Links Awakening zusammen mit meinem Sohn.
Wenn ich so richtig abschalten und die Welt um mich herum ausblenden möchte dann schaue ich gerne Serien, am liebsten Crime und Anspruchsvolles oder ich lese ein Buch.
Familienzeit ist natürlich ein großer Punkt bei dir im Alltag – hast du feste Zeiten, wann du dich um deinen Blog kümmern kannst oder ist dies eher spontan? Hast du also eine „Arbeitszeit“?
Ja, ich habe feste Arbeitszeiten für meinen Blog. Anfangs habe ich versucht immer dann zu arbeiten, wenn gerade Zeit ist, aber das hat mich nicht sehr weit gebracht, weil immer irgendetwas dazwischen kam.
Mein Mann und meine Mutter unterstützen mich da sehr und wir haben gemeinsam einen Wochenplan erstellt, nach dem die beiden sich um die Kinder kümmern, wenn ich arbeite. So kann ich meine Zeit gut und effizient nutzen und weiß, dass alle beschäftigt und gut aufgehoben sind.
Außerdem habe ich so feste Tage und Zeiten an denen ich mich komplett auf meine Arbeit konzentrieren kann. So kann ich Materialien besorgen und rauslegen und mir Tagesziele setzen, um gut voran zu kommen.
Und zu guter Letzt verrate uns doch bitte noch, wie du dir deinen perfekten Tag in 5 Jahren vorstellst?
Ich hoffe sehr, dass ich dann mit meinen Bastel- & Nähanleitungen erfolgreich bin und vielleicht sogar ein Buch veröffentlicht habe. (lacht)
Mein großer Traum (siehe Wunschkooperation) wäre schon in Erfüllung gegangen und ich kann mittlerweile von dem Geld, was ich mit meinem Blog und meinen Anleitungen einnehme, leben. Natürlich wäre ich dann immer noch mit meinem Mann verheiratete und unsere Kinder wären auch größer, was es mir ermöglicht mehr Zeit in diese Arbeit zu stecken. Insgesamt hat sich alles sehr gut eingespielt und bin super glücklich über die Entscheidung, die ich vor 7 Jahren getroffen habe: mich mit meinem Blog selbstständig zu machen.
Kommentar schreiben
Diana (Sonntag, 09 Februar 2020 21:04)
Glückwunsch zu diesem sehr ausführlichen und informativem Interview. Disney, Cosplay, Japan und DIY - so ziemlich genau mein Bier. Ebenso kann ich einige der Träume nachvollziehen. Workshops im Rahmen von Conventions sind wundervoll und die Teilnehmer so unterschiedlich. Je nach Thema und Conventiongröße platzt der Kurs durchaus mal aus allen Nähten. Eingeladen zu werden hätte wirklich mal was Feines.